Andacht
Liebe Leserinnen und Leser,
in den Ferien bin ich mit dem Fahrrad vom Kloster Loccum zum Kloster Volkenroda gepilgert, gemeinsam mit einer Freundin, ungefähr 340 km. Das hat so gutgetan! Die Bewegung im Freien hat mich entspannt. Die abwechslungsreichen Landschaften in Niedersachsen, Hessen und Thüringen waren eine Freude. Die Besuche in verschiedenen Klöstern und Kirchen, die Andachten haben meine Seele berührt und waren eine bestärkende geistliche Erfahrung. Besonders sind mir die persönlichen Segnungen haften geblieben. Mir ist wieder bewusst geworden, was für ein Schatz unser christlicher Glaube ist und wie viele Möglichkeiten mir in meinem Leben geschenkt sind. Einfach so, aus lauter Güte und Gnade.
Jetzt hat mich der Arbeitsalltag wieder mit Verwaltung, Finanzen, Gebäudefragen, der Vorbereitung verschiedener Gottesdienste und Veranstaltungen. Während ich diese Zeilen schreibe, stehen die Visitation des Kirchenkreises Eder durch unsere Bischöfin Dr. Beate Hofmann, die nächste Kreissynode und die Kirchenvorstandswahlen vor der Tür. Allmählich tauchen auch die Aufgaben wieder auf, die ich erst einmal zurückgestellt habe. Kurz, mein Alltag ist wieder so arbeitsreich wie vor dem Urlaub. Und trotzdem fühlt er sich anders an, leichter, mit mehr Distanz zu vielen Dingen und einem besseren Gespür für Wichtiges und Unwichtiges. Ich vermute, das liegt nicht nur an dem Abstand durch einen längeren Urlaub. Die Pilgererfahrungen wirken auch noch nach. Ich freue mich darüber, an dem Ort arbeiten zu dürfen, an dem ich bin, und mit Ihnen und vielen anderen Gottes Gemeinde zu sein. In den Herausforderungen und drängenden Fragen unserer Tage möchte ich wieder losgehen und das leben, was Gott mir und Ihnen ins Herz gelegt hat. Miteinander singen und beten, christliche Werte leben, in aller Verschiedenheit versöhnlich denken und reden, für andere da sein, darauf vertrauen, dass Gott etwas daraus macht und seine Gemeinde baut – auch dann, wenn wir etwas loslassen müssen.
Ein Stück dieser Leichtigkeit möchte ich mir bewahren! Mein ganzes Leben ist ein Pilgerweg. Ich durchschreite nicht nur verschiedene Lebensphasen, ich bin unterwegs zu Gott. Und dabei bin ich nicht allein. Auch heute sehe ich viele Menschen, die mit mir nach Gott fragen, dankbar für die Schöpfung sind, sich an Jesus Christus orientieren und auf den Heiligen Geist hoffen. Auch heute mache ich die Erfahrung: Gott trägt uns. Er lässt uns immer wieder neue Wege finden, wenn die alten nicht mehr weiterführen. Ich finde diese Leichtigkeit wieder in einem Pilgersegen, den ich im Urlaub in einer Kirche entdeckt habe und den ich mit Ihnen teilen möchte: Die Liebe Gottes, die uns Jesus offenbart hat, sei vor euren Augen ein lockendes Ziel, in euren Herzen die treibende Kraft und bleibe unter euren Füßen der tragende Grund!
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Dekanin Petra Hegmann
