Andacht

Liebe Leserinnen und Leser,
in den letzten Tagen (ich schreibe diese Andacht Ende April), hat es viel Regen gegeben. Der Wasserstand der Eder ist deutlich angestiegen. Nach den trockenen Wochen vorher, war der Regen sehr nötig. Bäume, Sträucher und Wiesen in meinem Garten haben nun ihr schönstes maigrüne Kleid angezogen. Mir kommt Paul Gerhards fröhliche Liedzeile in den Sinn: „Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide“.

Die Farbe Grün steht ja für Natur und Lebendigkeit. Grün vermittelt eine gut-tuende Kraft für Körper und Seele, es vermittelt Ruhe und Geborgenheit. Wie gut, dass wir in einem Teil der Welt leben, in dem es so viel Grünes gibt. Daher bin ich dankbar für den Regen, den die Natur benötigt, um ihre Grünkraft zu entwickeln.

Die dankbare Freude unseres Glaubens an der „weise geordneten“ Natur mit ihrem immer wieder faszinierenden Wechsel der Jahreszeiten findet sich schon in Psalm 104. Da heißt es:

Gott, du feuchtest die Berge von oben her,
du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
Du lässt Gras wachsen für das Vieh
und Saat zu Nutz den Menschen,
dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
dass der Wein erfreue des Menschen Herz.
Herr, wie sind deine Werke so groß und viel.
Du hast sie alle weise geordnet,
und die Erde ist voll deiner Güter.  (V. 13+14+24)

Zur Dankbarkeit habe ich in Christina Bruderecks Buch „Trotzkraft“ eine schöne Anregung gelesen. Sie greift darin Psalm 119,164 auf, wo es heißt: „Ich lobe dich des Tages siebenmal um deiner gerechten Ordnungen willen.“ – Könnten wir das nicht auch mal versuchen? Das erste Mal beim Aufwachen oder Aufstehen – wir dürfen einen neuen Tag erleben. Das zweite Mal beim morgendlichen Kaffee – wunderbar, wie er belebt. Das dritte Mal dann vielleicht bei einer Arbeitspause am Vormittag.  Das vierte Mal in der Mittagspause, das fünfte Mal mit dem Feierabend, das sechste Mal beim Abendessen und das siebte Mal, wenn wir abends im Bett liegen und auf den Tag zurückschauen. Siebenmal am Tag Gott danken, und damit auch die eigenen Gedanken mit Erfreulichem und Positivem nähren! Wobei sich diese Tagesstruktur ja noch beliebig mit weiteren spontanen Anlässen ergänzen lässt: Wenn wir einen lieben Menschen in den Arm nehmen oder bei einem Spaziergang in der Natur „Grünkraft“ auf uns wirken lassen oder uns an der Arbeit etwas gut gelungen ist und wir dazu Wertschätzendes gehört haben oder ….

Christina Brudereck schreibt abschließend dazu: Siebenmal am Tag will ich dich loben, Gott. „Es scheint mir möglich. Es scheint mir klug. Es ist wohltuend.“ Ich jedenfalls will mir das zur Gewohnheit machen. Von Aschermittwoch bis Ostern hatten wir die siebenwöchige Passionszeit, die Zeit, in der sich viele unter dem Motto „7 Wochen ohne“ im Verzicht üben. Jetzt nach Ostern könnten wir uns ein halbes Jahr im Danken üben unter der Überschrift „7 Monate täglich 7-mal danken!“

Ich nehme es mir vor.

                                                      Ihr Pfarrer Christoph Holland-Letz

Holland-Letz